Carrà, Carlo
1881 – 1966

1881 geboren in Quargnento, Alessàndria
1895 Übersiedlung nach Mailand
1901–1905 arbeitet als Dekorateur und Maler in Oberitalien
1904 Abendschule für angewandte Künste im Castello Sforzesco, Mailand
1906–1908 Ausbildung an der Accademia di Belle Arti di Brera, Mailand
1908–1909 Bekanntschaft mit Umberto Boccioni, Luigi Russolo und später mit Filippo Tommaso Marinetti
1910 unterzeichnet mit anderen das „Manifest der futuristischen Maler“ und das „Technische Manifest der futuristischen Malerei“
1912 Reise nach Paris, Bekanntschaft mit Guillaume Apollinaire und den Kubisten; Teilnahme an Ausstellungen der Futuristen in Paris, London und Berlin
1913 Manifest „Die Malerei der Töne, der Geräusche und der Gerüche“
1915–1916 Carrà trennt sich von der Gruppe der Futuristen
1917 während der Militärzeit in Ferrara Zusammentreffen mit Giorgio de Chirico, Alberto Savinio und Filippo de Pisis
1922–1938 Kunstkritiker der Tageszeitung „L‘Ambrosiano“ in Mailand
1931 zweiter Preis bei der „Quadriennale“ in Rom
1941 Beginn der Lehrtätigkeit an der Accademia di Brera, Mailand
1950 Sonderausstellung bei der „25. Biennale“, Venedig, und Verleihung des Großen Preises für italienische Malerei
1966 stirbt Carlo Carrà in Mailand

Sifone di Seltz / Stillleben mit Siphonflasche, 1914

Collage und Tempera auf Pappe
44,5 x 33 cm


© VG Bild-Kunst, Bonn 2021, Foto: Walter Klein, Düsseldorf

Angesteckt von der Aufbruchsstimmung des Schriftstellers Filippo Tommaso Marinetti, der 1909 das Manifest des Futurismus veröffentlicht hatte, unterzeichnete Carlo Carrà 1910 zusammen mit Giacomo Balla, Umberto Boccioni, Luigi Russolo und Gino Severini das Manifest der futuristischen Maler. Ihr Ziel war die Erneuerung der Ausdrucksformen und des malerischen Vokabulars im Zeichen des modernen Lebens in den expandierenden Städten.

Die Collage „Sifone di Seltz“ entstand während des dritten Aufenthaltes von Carrà in Paris, als er den Schriftsteller und Kritiker Guillaume Apollinaire und Werke der Kubisten, vor allem Pablo Picassos und Georges Braques, kennenlernte. Dem Vorbild Picasso folgend hat der Künstler sich hier mit seiner Visitenkarte als „C D Carrà Pittore Futurista Milano“ ausgewiesen. Die aus zurechtgeschnittenen Zeitungs-, Papier- und Pappresten zusammengeklebte Collage ist zum Teil in leuchtenden Farben übermalt. Während die Kubisten durch Zeitungsausschnitte die alltägliche Wirklichkeit in ihrer abstrakten Formenwelt anklingen lassen, betont Carrà den aktuellen Bezug: Er platziert zentral unter den Zeitungsausschnitten die Anzeige einer Vorführung der Geräuschmusik von Luigi Russolo und Ugo Piatti. Auf diese Weise wird das Bild gleichsam zum Werbeträger für die futuristische Bewegung.

La figlia dell’ovest, 1919

Öl auf Leinwand
90 x 70 cm


© VG Bild-Kunst, Bonn 2021, Foto: Walter Klein, Düsseldorf