Piet Mondrian und Simon Maris werden um das Jahr 1900 herum Freunde.
Maris kommt aus einer bekannten Künstlerfamilie.
Sein Vater ist Willem Maris, ein erfolgreicher Maler der Haager Schule.
1903
Piet Mondrian und Simon Maris beim Abendessen in Bordeaux
1903; Fotografie von Frits Bodenheim, RKD – Netherlands Institute for Art History
Simon Maris wird ein bekannter Porträtist.
Das heißt, er zeichnet Abbildungen von anderen Menschen.
Der Mal-Stil von Maris und Mondrian ist sehr unterschiedlich.
Trotzdem sind die beiden Männer bis in die 1930er Jahre enge Freunde.
Maris und Mondrian malen oft draußen.
Dann zeichnet Mondrian seinen Freund manchmal in seinem Skizzenbuch.
Sie verreisen auch oft zusammen, zum Beispiel im Jahr 1903 nach Spanien.
1906
Simon Maris
Mondrian malt am Fluss Gein, 1906, Kunstmuseum Den Haag, Niederlande
Maris hat ein Atelier im niederländischen Amsterdam.
1899 veranstaltet Maris jeden Samstag ein Treffen.
Dabei reden, trinken und essen viele Künstler*innen, Schriftsteller*innen und Dichter*innen zusammen.
Mondrian kommt oft zu diesen Treffen und findet schnell neue Freund*innen und Bekannte in der Kunst-Gesellschaft von Amsterdam.
1908
1911
1908 — 1911
Marie Tak van Poortvliet und Jacoba van Heemskerck
Die Kunstsammlerin Marie Tak van Poortvliet und die Malerin Jacoba van Heemskerck leben in einer Villa am Meer in den Niederlanden.
Der Ort heißt Domburg.
Mondrian besucht die Freundinnen dort im Jahr 1908.
Die Villa ist ein beliebter Treffpunkt für viele Künstler*innen.
Auch für Mondrian ist dieser Ort wichtig.
Hier kann er mit Menschen sprechen, die sich auch für Theosophie und Anthroposophie interessieren.
Die Theosoph*innen möchten ihren Geist schulen und innerlich weise werden.
So möchten sie das Göttliche in der Welt erfahren.
Für die meisten anderen Menschen sind in dieser Zeit äußere Dinge wichtig, zum Beispiel Geld, Besitz und Technik.
Die Weltanschauung Anthroposophie wird damals von Rudolf Steiner begründet.
Anthroposophie heißt übersetzt „Weisheit vom Menschen“.
Villa Loverendale te Domburg
Collectie C.J. Vreeke, Zeeuws Archief, Verzameling Beeld en Geluid, nr 341-46
Vermutlich hat Mondrian im Garten dieser Villa den Baum gezeichnet, den er später in seinem Bild „Der Rote Baum“ (1908-1910) gemalt hat.
In Domburg leben viele Künstler*innen in einer Gemeinschaft.
Mondrian trifft dort auch den Künstler Jan Toorop.
Dieser eröffnet in Domburg einen Ort für Ausstellungen.
Mondrian zeigt dort 1911 und 1912 seine Bilder.
Jacoba van Heemskerck ist Mitglied der Jury für diese Ausstellung.
Etwas später wird sie selbst eine wichtige Künstlerin.
Sie ist Teil der Avantgarde-Bewegung „Sturm“.
Die Künstler*innen des "Sturms" setzen sich für den Mal-Stil des Kubismus und der Abstraktion ein.
Die Expressionist*innen und Kubist*innen malen Gegenstände nicht lebensecht.
Die Expressionist*innen drücken mit Farben und Formen vor allem ihre Gefühle aus.
Die Kubist*innen stellen einen Bild-Gegenstand in geometrischen Formen dar, zum Beispiel in Dreiecken oder Vierecken.
Marie Tak van Poortvliet kauft in späteren Jahren mehrere Bilder aus Mondrians kubistischer und neo-plastischer Schaffensphase.
ca. 1920
Villa Loverendale in Domburg, das Haus von Marie Tak van Poortvliet
Ansichtskarte von ca. 1920, ZB Library of Zeeland, Beeldbank Zeeland postcard collection, record number 4451
1911
1914
1911 — 1914
Mondrian und die Pariser Kunstszene
Mondrian zieht im Dezember 1911 in die französische Hauptstadt Paris.
Dort lernt er viele Künstler*innen kennen.
Die meisten von ihnen malen im expressionistisch-kubistischen Stil.
Die Expressionist*innen und Kubist*innen malen Gegenstände nicht lebensecht.
Die Expressionist*innen drücken mit Farben und Formen vor allem ihre Gefühle aus.
Die Kubist*innen stellen einen Bild-Gegenstand in geometrischen Formen dar, zum Beispiel in Dreiecken oder Kreisen.
Die Künstler George Braque und Pablo Picasso gelten als die Erfinder des Kubismus.
Sie leben ebenfalls in Paris.
Auch Mondrian ist von ihren Bildern beeinflusst.
Aber obwohl Mondrian oft in die Cafés und Clubs im Pariser Künstler*innen-Viertel Montparnasse geht, trifft er Braque und Picasso nie persönlich.
Das „Café du Dôme“ und das „Café de la Rotonde“ sind beliebte Treffpunkte für viele Künstler*innen und Intellektuelle, zum Beispiel Henri-Cartier-Bresson, Max Ernst, Picasso, Man Ray, Willi Baumeister, Theo von Doesburg, Amadeo Modigliani und Diego Rivera.
Riviera ist ein mexikanischer Maler und hat sein Atelier wie Mondrian in der Rue du Départ.
Verschiedene Briefe und andere Dokumente beweisen viele Freundschaften zwischen Mondrian und anderen Künstler*innen in Paris.
1914
1920
1914 — 1920
Salomon Bernard Slijper
Während des Ersten Weltkriegs verbringt Mondrian Zeit im niederländischen Ort Laren.
Dort lernt er 1915 den Immobilien-Makler Salomon Bernard Slijper kennen.
Slijpers Freunde nennen ihn „Sal“.
1930
Henri van de Velde, Portrait von Sal Slijper
1930, Öl auf Holz, 32,5 × 27,2 cm Collection Arnhem Museum
Slijper entdeckt in einem Gasthaus ein Bild von Mondrian.
Es ist das Bild „Komposition Nummer 5“ aus dem Jahr 1914.
Mondrians Bild gefällt Slijper so gut, dass er es kauft.
Mondrian und Slijper mögen schöne Kleidung, gutes Essen, das Tanzen und die Musik.
Sie werden Freunde.
Außerdem unterstützt Slijper Mondrians Kunst.
Er kauft Mondrians alte Bilder, ohne sie gesehen zu haben.
Mit diesem Geld kann Mondrian 1919 nach Paris zurückkehren.
24. Mai 1916
Brief von Piet Mondrian an Sal Slijper
24. Mai 1916, Archive of Sal Slijper, RKD – Netherlands Institute for Art History
Ab 1922 kauft Slijper keine Bilder mehr von Mondrian.
Aber sie bleiben Freunde.
Slijper macht Werbung für Mondrians Bilder und zeigt sie auch auf Ausstellungen.
Slijper stirbt 1971.
Das Kunstmuseum Den Haag erbt alle Bilder, die Slijper von Mondrian gesammelt hat.
Es ist die größte Mondrian-Sammlung der Welt.
1920
1944
1920 — 1944 (Paris/ London / NY)
Marlow Moss
Im Jahr 1929 lernt Mondrian die*den britische Künstler*in Marlow Moss kennen.
Mondrian kennt Moss‘ Partnerin Antoinette Hendrika Nijhoff schon aus den Niederlanden.
Sie sehen sich in Moss‘ Atelier in Paris wieder.
Die Arbeits-Weise von Moss und Mondrian ist aber sehr verschieden.
Mondrian malt seine Linien, Flächen und Formen ohne Plan.
Er sucht beim Malen das perfekte Gleichgewicht zwischen den Formen.
Moss berechnet die Größe seiner Formen vor dem Malen.
Deshalb arbeitet sie*er viel mit einem Lineal.
Mondrian kann und will mit dieser Methode nicht arbeiten.
1930 probiert Moss die Wirkung von Doppel-Linien in Bildern aus.
Das ist für den Stil des Neo-Plastizismus eine Neuigkeit.
Moss erklärt Mondrian die Wirkung der Doppel-Linien in einem Brief.
Mondrian versteht Moss‘ Erklärung nicht.
Aber 1932 malt auch er Doppel-Linien.
Er sagt niemandem, dass Moss die Doppel-Linien zuerst gemalt hat.
Aktionsraum
Aktionsraum Freundschaften
Peggy Guggenheim
Mondrian lernt die amerikanische Kunstsammlerin Peggy Guggenheim in London kennen.
Die Kunstsammlung von Guggenheim ist bis heute eine der wichtigsten Kunstsammlungen auf der ganzen Welt.
1939 nimmt Mondrian in der Galerie „Guggenheim Jeune“ an einer Gruppen-Ausstellung teil.
Die Ausstellung heißt „Abstract and Concrete Art“.
Das ist Englisch und bedeutet „Abstrakte und Konkrete Kunst“.
Dort zeigt er seine Zusammenstellung von Bildern in Rot und Weiß: Die Kunstwerke Komposition Nummer 1 und Komposition Nummer 2.
18. September 1957
Peggy Guggenheim vor einem Werk von Piet Mondrian
Venedig, Italien, 18. September 1957
Vermutlich gehen Mondrian und Guggenheim auch abends zusammen aus.
Denn Guggenheim schreibt später, dass Mondrian ein guter Tänzer war.
Als der Zweite Weltkrieg beginnt, geht Guggenheim zurück in die USA.
Dort trifft sie Mondrian wieder.
Mondrian wird Teil von einem Arbeitskreis, der Kunstwerke für Guggenheims Museum aussucht.
Man erzählt, dass Mondrian der Entdecker des jungen Malers Jackson Pollock ist.
Guggenheim findet Pollocks Bilder „ganz schön furchtbar“.
Trotzdem überzeugt Mondrian sie, Pollocks Bilder zu kaufen.
Heute ist Pollock einer der bekanntesten Künstler weltweit.
Charmion von Wiegand
Charmion von Wiegand ist Künstlerin und Journalistin. Sie arbeitet für die amerikanische Zeitschrift „Living Age“ .Mondrian lernt sie 1941 in New York kennen.
Charmion von Wiegand soll einen Artikel über Mondrian schreiben, deshalb interviewt sie ihn.
Die beiden werden sehr gute Freunde.
Mondrian und Charmion von Wiegand treffen sich regelmäßig, meistens in Mondrians Wohnung in der 353 East 56th Street.
Sie sprechen über Kunst, Philosophie und Theosophie.
Mondrian bittet von Wiegand oft, seine Bilder zu beurteilen.
Das weiß man heute aus den Briefen, die sie sich damals schreiben.
Mondrian malt auch eine Skizze in Charmion von Wiegands Tagebuch.
Diese Skizze ist ein Teil der Vorarbeiten zu Mondrians späterem Bild „Victory Boogie Woogie“.
Charmion von Wiegand ist eine gute Beobachterin.
Sie macht sich Notizen darüber, wie sich Mondrians Bilder entwickeln.
Mondrian soll zu ihr gesagt haben: „Ich spreche gerne mit dir, weil das meinen Gedanken hilft.“
Mondrians Englisch ist nicht sehr gut.
Dank Charmion von Wiegands Hilfe werden trotzdem viele seiner Gedanken und Texte veröffentlicht.
1931
Portrait von Charmion von Wiegand (1898-1983) mit Komposition No. I, mit Red und Schwarz von Piet Mondrian
1931, RKD – Netherlands Institute for Art History
Charmion von Wiegand überarbeitet und verbessert Mondrians englische Texte, zum Beispiel seinen Aufsatz „Toward the true vision of reality“ („Auf dem Weg zur echten Vision von Realität“).
Dieser Aufsatz wird 1942 veröffentlicht zu als Mondrians erster Einzel-Ausstellung.
Diese Einzel-Ausstellung ist in der Valentine Gallery in New York.
Charmion von Wiegand verliebt sich in Mondrian.
Das kann man in ihren Briefen lesen.
Aber Mondrian verliebt sich nicht in Charmion von Wiegand.
Deshalb verbringen sie nun weniger Zeit miteinander.
Mitte 1942 haben sie kaum noch Kontakt.
Im Herbst 1942 beginnt Charmion von Wiegand wieder zu malen.
Sie erzählt Mondrian davon.
Aber Mondrian antwortet nur unfreundlich: „Du bist eine Schriftstellerin. Ich will nichts über deine Bilder wissen.“
Nach Mondrians Tod im Jahr 1944 wird Charmion von Wiegand Künstlerin.