1885

1907

1885 — 1907

Die Verbindung von Malerei, Musik und Rhythmus

Für Mondrian ist nicht nur die Malerei wichtig.
Auch Musik und Rhythmus haben einen großen Einfluss auf seine Kunst.

Wenn Mondrian seine Bilder und seine Theorie des Neo-Plastizismus erklärt, dann spricht er oft von Rhythmus.
Denn Rhythmus kann man nicht nur in der Musik und im Tanz ausdrücken.
Sondern auch in der Bildenden Kunst, also zum Beispiel in der Malerei.

Man kann in allen Bildern von Mondrian einen Rhythmus erkennen.
Mondrian wiederholt die Formen und Farben in seinen Bildern nämlich ganz bewusst.
Auf diese Weise ordnet er die Bildfläche.
Das sieht man zum Beispiel in einem seiner ersten Bilder „Bauernhof am Gein im Nebel“.

1906 — 1907
Bauernhof Geinrust im Nebel

Auch bei Mondrians späten neo-plastischen Bildern kann man einen Rhythmus erkennen: Mondrian ordnet die Farben und Formen niemals spiegelbildlich an, sondern immer unregelmäßig.
So erzeugt er Spannung.

Wenn man zum Beispiel sein Bild „Rhythmus aus geraden Linien / Komposition mit Blau, Rot und Gelb“ aus den Jahren 1937 bis 1942 betrachtet, dann macht man mit dem Auge tanzende Bewegungen.
Wenn man die Linie im Bild von links nach rechts verfolgt, wird der Blick mal schneller, mal langsamer.
Manchmal geht der Blick tiefer in das Bild hinein und manchmal geht er wieder mehr auf Abstand.
So wird das Sehen zu einem rhythmischen Erlebnis.

1937 — 1942
Rhythmus aus geraden Linien [Rythme de lignes droites (et couleur?) / Komposition mit Blau, Rot und Gelb]

1908

1911

1908 — 1911

Video der Führung mit Caro Verbeek

Caro Verbeek ist Kuratorin für Ausstellungen über Piet Mondrian am Kunstmuseum Den Haag in den Niederlanden. Sie wählt die Bilder für Ausstellungen aus und bestimmt, wo sie in den Ausstellungsräumen hängen sollen.


Für die Ausstellung „Mondrian Evolution“ ist sie in die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen nach Düsseldorf gekommen. Das folgende Video zeigt Caro Verbeek bei einer sensorischen Führung durch die Ausstellung. Dabei erklärt sie Mondrians Kunst. Sensorisch bedeutet: Sinnesorgane wie Augen und Ohren nehmen Reize wahr, die man sehen und hören kann.
Caro Verbeek sagt: Man kann die Kunst von Mondrian nicht nur mit den Augen wahrnehmen, sondern auch mit den Ohren und mit dem Körper. Denn Musik war für Mondrian und seine Kunst sehr wichtig. Wie in der Musik gibt es auch in Mondrians Bildern einen Rhythmus. Der Rhythmus entsteht durch Farben und Formen, die sich wiederholen. So erzeugen sie eine Art musikalischen Takt. Wenn man Mondrians Bilder betrachtet und bei den Wiederholungen der Farben und Formen in die Hände klatscht, dann hört man einen regelmäßigen oder einen unregelmäßigen Rhythmus.
Zum Beispiel: In Mondrians Bild „Komposition mit grauen Linien“ gibt es ein regelmäßiges Muster. Es erinnert an einen Vierviertel-Takt, weil es auf jeder Seite 8 Vierecke gibt. 
Aber an manchen Stellen sind die Linien dicker. Hier kann man schneller in die Hände klatschen. Das erzeugt einen unregelmäßigen Rhythmus. In der Musik gibt es diesen unregelmäßigen oder springenden Rhythmus zum Beispiel im Jazz. Mondrian hörte sehr gerne Jazz und tanzte häufig dazu. Das erklärt auch, warum seine Bilder so lebhaft und dynamisch sind.


Caro Verbeek ist Kuratorin für die künstlerische Position Piet Mondrians und die Bewegung De Stijl am Kunstmuseum Den Haag (NL).

1911

1914

1911 — 1914

Musik der Zukunft

Musik und Bildende Kunst sind für Mondrian die Ausdrucksformen der Zukunft.
Mondrian liebt den Boogie-Woogie und den Jazz.
Er hört diese Musik in seiner Freizeit und während seiner Arbeit im Atelier.

Die Musikrichtung Jazz hat sich von vielen musikalischen Regeln befreit.
Die Merkmale des Jazz sind ein ungeplantes Musizieren und ein unregelmäßiger Rhythmus.

  • Anfang 1943
    Fritz Glarner, Piet Mondrian in seinem Studio, 353 East 56th Street in New York
  • Februar 1944
    Fritz Glarner, Das Studio von Piet Mondrian nach seinem Tod, New York
  • Anfang 1943
    Fritz Glarner, Piet Mondrian in seinem Studio, 353 East 56th Street in New York

1927 schreibt Mondrian seinen Text „De jazz en de Neo-plastiek“ (auf Deutsch: „Der Jazz und der Neo-Plastizismus“).
In diesem Text beschreibt Mondrian die gemeinsamen Merkmale des Jazz und des Neo-Plastizismus: Der Musik-Stil und der Mal-Stil betonen unerwartete Stellen und erzeugen so eine rhythmische Spannung.

1914

1920

1914 — 1920

Alles bewegt sich

In den 1920er Jahren wird der amerikanische Charleston-Tanz in Europa bekannt.
Die Zeitungen sind schockiert.
Aber Mondrian gibt begeisterte Interviews.

1926 sagt Mondrian einem Reporter der Amsterdamer Zeitung „Telegraf“, dass man diesen Tanz nicht verbieten soll.
Der Charleston-Tanz sei sehr sportlich und der Abstand zwischen den Tanzenden sei sehr groß.
Beim Tanzen könne man deshalb gar nicht an Liebe denken.
Mondrian will nie wieder in die Niederlande reisen, wenn dieser Tanz dort verboten wird.

Dieses Interview zeigt besonders deutlich, wie wichtig das Tanzen für Mondrian war.

Boogie Woogie Tanz

1920

1944

1920 — 1944

Die Clubs von New York

Nach Mondrians Ankunft in New York zeigt sein Freund Harry Holtzman ihm den „Club Café Society“.
Das war ein sehr bekannter Jazz-Club, den es zwei Mal in New York gab.
Der erste Club eröffnete 1938 im Stadtteil Greenwich Village.
Der zweite Club war ganz in der Nähe von Mondrians Atelier.

Der „Club Café Society“ ist ein Treffpunkt für Musik-Liebhaber*innen, für Intellektuelle mit links-politischen Ansichten und für Künstler*innen.
Mondrian geht dorthin, um die neueste Boogie-Woogie-Musik zu hören.
Boogie-Woogie ist ein sehr rhythmischer Musik- und Tanz-Stil.

  • ca. März 1947
    William P. Gottlieb, Porträt von Gene Sedric, Cliff Jackson, Olivette Miller und Josh White, Café Society (Downtown), New York, N.Y.
  • ca. Februar 1947
    William P. Gottlieb, Porträt von Billie Holiday, Downbeat, New York, N.Y.
  • zwischen 1946 und 1948
    William P. Gottlieb, Porträt von Billie Holiday, Carnegie Hall, New York, N.Y.
  • zwischen 1946 und 1948
    William P. Gottlieb, Porträt von Al Casey und Eddie (Emmanuel) Barefield, Café Society (Downtown), New York, N.Y.
  • ca. Juni 1947
    William P. Gottlieb, Porträt von Ted Kelly, Kenny Kersey, Benny Fonville, (Scoville) Toby Browne und Buck Clayton, Café Society (Downtown), New York, N.Y.
  • ca. Juni 1947
    William P. Gottlieb, Porträt von Kenny Kersey, Café Society (Downtown), New York, N.Y.

In den USA haben Schwarze und weiße Menschen zu dieser Zeit nicht die gleichen Rechte.
Schwarze Menschen dürfen meistens nicht im selben Raum sein wie weiße Menschen.
Diese extreme Form der Diskriminierung nennt man Segregation.

Der „Club Café Society“ hält sich nicht an die Regeln der Segregation.
Dort verbringen Schwarze und weiße Gäste gemeinsam Zeit.
Außerdem treten dort Menschen mit jeder Hautfarbe auf, zum Beispiel die bekannte Jazz-Sängerin Billie Holiday oder der Boogie-Woogie-Pianist Albert Ammons.

Aktionsraum

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Beitrag vonRobert O’Meally